16 August 2007

Fast schon vergessen: Der Stehblues


Vor dreizehn Jahren Ende August an der Antlantikküste in Frankreich. Das Dorf feiert wie jeden Samstagabend im Sommer ein Fest für die Touristen. Es ist laut, bunt und ein bißchen vulgär. Doch dann kurz vor Schluss. Die Lichter gehen aus. Sanfte Musik lässt die Menschen verstummen und aus dem Nichts heraus strömen Junge und Alte dahin, wo vorher getanzt wurde. Jetzt wird kaum noch getanzt. Trotzdem tun alle irgendwie das gleiche. Einander anfassen.

Sicher wird auch diesen Samstag, dreizehn Jahre später, am selben Ort und zur ungefähr gleichen Zeit genau dasselbe wieder passieren. Wir aber, die in Deutschland Zurückgebliebenen, müssen aufs tiefste bedauern, diese uns seit der frühen Jugend bekannte Kunst des sozialen Austauschs in den letzten zwanzig Jahren sträflich vernachlässigt zu haben, dass sie so vollkommen und ganz und gar aus der Mode gekommen ist. Wir würden hochnotpeinlich erröten, wären wir zu einem Stehblues gezwungen, der schon so weit dem schicklichen Gebaren entrückt ist, dass er uns unziemlich und billig erscheint. Ein Jammer!